Guatemala: Partizipative Aktionsforschung – Jugendliche aus El Quiché erheben ihre Stimme

Laufzeit

September 2018 – Juli 2019

Kinderrechte im Fokus

Recht auf politische Teilhabe, Meinungs- und Versammlungsfreiheit (Art. 12, 13, 15 KRK) und Recht auf Bildung (Art. 28, 29 KRK)

Eingereicht und durchgeführt von:

GIZ-Programm: Bildung für das Leben und die Beschäftigung (EDUVIDA), Guatemala

Projektidee und Zielgruppe   

Kontext:

Im Departamento El Quiché in Guatemala leben mehrheitlich indigene Bevölkerungsgruppen (Maya Quiché, Maya Ixil). Kinder und Jugendliche machen mehr als 60 % der Bevölkerung aus. Viele von ihnen leben in extremer Armut. Während des Bürgerkriegs (1960-1996) wurden in El Quiché die meisten Massaker an indigenen Völkern verübt. Die Folgen sind auch heute noch spürbar. Bürgerbeteiligung sowie politisches und gemeinschaftliches Engagement in den Gemeinden der indigenen Bevölkerung sind durch ein Klima der Angst und des Schweigens geprägt.

Vor allem davon betroffen sind Kinder und Jugendliche und in besonderem Maße Mädchen. Ihrer Meinung wird keine Beachtung geschenkt. Als Folge daraus passen sich viele gezwungener Maßen einer Kultur des Schweigens an. Sie trauen sich nicht, offen über ihre Belange zu sprechen. Verstärkt wird dies durch ein autoritär geprägtes Bildungssystem. Zwar werden Menschenrechte punktuell als Teil des Lehrplans angesprochen, aber der Schulalltag und die Lehrpraxis sehen anders aus. Die Kinderrechte auf Meinungsfreiheit und Beteiligung finden kaum Berücksichtigung. Schülerinnen und Schüler haben in der Schule und auf Gemeindeebene kaum Mitbestimmungsmöglichkeiten

Zielgruppe:

  • Schülerinnen und Schüler von vier Schulnetzwerken aus städtischen und ländlichen Gemeinden in El Quiché, die mehrheitlich der indigenen Bevölkerung angehören und zwischen 13 und 20 Jahre alt sind
  • Lehrkräfte, Studierende des Lehramts und des Fachs Geschichte
  • Vertreterinnen und Vertreter des guatemaltekischen Bildungsministeriums auf lokaler und nationaler Ebene

Ziel:

Jugendliche in El Quiché werden darin gestärkt, ihre Rechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit sowie politische Teilhabe auszuüben und zu konkreten Lösungen auf Gemeindeebene beizutragen.

Ansatz

Das Projekt wandte die Methode der partizipativen Aktionsforschung an. Im Mittelpunkt dabei stehen Kinder und Jugendliche als Forschende in eigener Sache. Die beteiligten Kinder und Jugendliche identifizierten soziale Probleme in ihrer Gemeinde, die Auswirkungen auf ihr eigenes Leben haben und die sie verändern wollten. Sechs Gruppen führten dafür unter eigener Regie Forschungsprojekte durch und befragten anhand partizipativer Methoden Mitglieder in ihrer Gemeinde. Auf dieser Basis entwickelten sie Lösungsansätze und traten dazu selbstständig in den Dialog mit ihren Eltern, Lehrkräften, Nachbarn oder den dafür zuständigen Organisationen und Behörden auf Gemeindeebene. Lehrkräfte, Studierende des Fachs Lehramt und Geschichte sowie Mitarbeitende des Bildungsministeriums waren während des gesamten Projekts aktiv eingebunden, um die Methode zu erlernen, Erfahrungen zu systematisieren und die Methode langfristig im nationalen Bildungssystem zu verankern.

Kooperationspartner

Staatliche Partner:

  • Bildungsministerium Guatemala

Zivilgesellschaftliche und andere Partner:

  • Instituto Internacional de Aprendizaje para la Reconciliación Social
  • Universidad de San Carlos, Guatemala

Wirkungen

Das Projekt verankerte erfolgreich einen schülerzentrierten und partizipativen Ansatz im traditionell autoritär geprägten guatemaltekischen Bildungssystem und schuf Beteiligungsmöglichkeiten für (indigene) Jugendliche auf Gemeindeebene.

  • 177 Schülerinnen und Schüler wurden in ihrem Recht auf Meinungsfreiheit und Beteiligung gestärkt. Sie erlernten in zehn Workshops und einem großen Ferienlager Methoden der partizipativen Aktionsforschung.
  • In 16 Aktionsforschungsprojekten adressierten die Jugendlichen soziale Probleme wie Alkoholismus, genderbasierte Diskriminierung und Gewalt und Umweltverschmutzung.
  • Die Jugendlichen setzen 13 konkrete Aktivitäten um, die zur Verbesserung des erforschten Phänomens beitrugen und direkte Auswirkungen auf sie und ihr Umfeld hatten.
  • Durch die positiven Erfahrungen mit ihren Forschungsprojekten gewannen die beteiligten Jugendlichen an Selbstvertrauen und Sicherheit und wurden darin befähigt, ihre Bedürfnisse, Ideen und Meinung auszudrücken.
  • Die Erhebung und Analyse von Daten im Rahmen ihrer Forschung führte dazu, dass die Jugendlichen sich vertieft mit dem Leben in ihrer Gemeinde auseinandersetzten. So nahmen sie soziale Probleme in ihrem Umfeld stärker wahr und schärften ihr kritisches Bewusstsein, was langfristig eine wichtige Grundlage für ihr gemeinschaftliches und politisches Engagement ist.
  • Jugendliche und Schlüsselakteuren auf Gemeindeebene lernten im Austausch unterschiedliche Perspektiven kennen und entwickelten gemeinsam Lösungsvorschläge. Somit wurden die Rechtsinhaber*innen in der Einforderung ihrer Rechte und die Pflichtenträger*innen in deren Erfüllung bestärkt.
  • Sechs Lehrerinnen und Lehrer begleiteten die Schülergruppen über den gesamten Zeitraum und erwarben Kenntnisse und Fähigkeiten zur partizipativen Aktionsforschung. 54 weitere Lehrkräfte wurden in der Methode geschult und tauschten sich zum Up-Scaling des Ansatzes aus.
  • Sieben Mitarbeitende des Bildungsministeriums waren im gesamten Projekt eingebunden und wurden von der Anwendung der Methode überzeugt. Die Implementierungserfahrungen wurden in einem Handbuch festgehalten. Das nationale Bildungsministerium prüft gerade, ob partizipative Aktionsforschung 2020 als Bestandteil im nationalen Lehrplan verankert wird.

Produkte

Dokumente

Video: Movilizar la voz de los jóvenes

Das Video sammelt die Eindrücke und Ergebnisse des Projekts, das zwischen 2018 und 2019 in den Gemeinden Santa Cruz, Patzité, Pachalum und Cunén durchgeführt wurde, die vom IIARS-Team begleitet wurden, um Forschungstechniken zu erlernen, die es ihnen ermöglichten, Probleme in ihren Gemeinden zu erkennen und Maßnahmen zu deren Milderung vorzuschlagen. Video auf YouTube ansehen

Für mehr Informationen zum Projekt:

GIZ-Programm Bildung für das Leben und die Beschäftigung (EDUVIDA)
GIZ Guatemala

Edin López
edin.lopez(at)giz.de

 

GIZ - Sektorprogramm „Menschenrechte einschließlich Kinder- und Jugendrechte umsetzen in der Entwicklungszusammenarbeit“
Friedrich-Ebert-Allee 36 + 38
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Telefon +49 228 4460-3876
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