Von Salomé Eggler und Nadège Kusanika
Alles fing im Januar 2018 mit der Unterzeichnung eines Memorandum of Unterstanding zwischen Sabri Saidam, dem palästinensischen Bildungsminister, der lokalen NGO MenaCatalyst Foundation und der GIZ an. Man hatte sich auf die Umsetzung einer vom BMZ und dem Sektorprogramm Menschenrechte finanzierten Pilotmaßnahme mit dem Titel „Meine Rechte sind mein Programm – Coding for my Rights“ geeinigt. Das Projekt war im Rahmen des Kinderrechtswettbewerbs „Children: Agents of Change“ als eines von acht Gewinnern aus insgesamt 77 Einreichungen auserkoren worden. Das erklärte Ziel der Maßnahme war, ein außerschulisches Netzwerk aufzubauen, welches Kinder und Jugendliche mittels des Erlernens von HTLM, CSS und JavaScript in ihrem Selbstbewusstsein stärkt und ihnen damit eine wirtschaftlich erfolgversprechende Fertigkeit vermittelt und gleichzeitig für ihre Rechte sensibilisiert.
Mehr als 1 Million Kinder benötigen in den Palästinensischen Gebieten humanitäre Hilfe und nahezu ein Drittel der palästinensischen Familien lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die Erfahrungen von Gewalt, der historischen und alltäglichen Auseinandersetzung mit der israelischen Besatzung sowie die wirtschaftliche Realität tragen zu hoher Jugendarbeitslosigkeit bei: 60 Prozent aller Jugendlichen im Gazastreifen und auch viele junge Erwachsene im Westjordanland haben keinen Job. Die Bewältigungsmechanismen der Betroffenen erodieren zunehmend. Schulabbruch, Kinderarbeit, Drogenmissbrauch und Kinderheirat sind an der Tagesordnung.
Die Schaffung von Perspektiven für palästinensische Kinder und Jugendliche ist daher zu einem zentralen Ansatz für die Friedensförderung und die Verwirklichung von Kinderrechten geworden – und genau da setzt auch das Pilotprojekt „Meine Rechte sind mein Programm“ an. Innerhalb eines Jahres wurden mehr als 350 Schüler*innen an 26 Schulen in rund 3400 Trainingsstunden geschult; mehrere „Coding Clubs“ begleiteten junge Entrepreneurs auf ihrem Weg in die Selbständigkeit. Mit Erfolg:
Eine Vielzahl der jungen Entrepreneurs nutzt nun die erworbenen digitalen Kompetenzen für die Entwicklung innovativer Lösung, um anderen Kindern dabei zu helfen, ihre Rechte zu verwirklichen und sich für ein friedliches Miteinander einzusetzen. Ranya, Ghada und Aziza, die 15-jährigen Gründerinnen von ”My Nutrition, My Right“, engagieren sich beispielsweise für das Recht auf Nahrung. Sie programmierten eine Website, die Schulkantinen und Eltern Ernährungstipps gibt. Drei weitere Jugendliche haben eine Spendenplattform lanciert, um Kinderarbeit zu bekämpfen. „Viele Kinder sind wegen der großen Armut gezwungen, die Schule abzubrechen und den ganzen Tag zu arbeiten", erklärt das Team. Über die Plattform können arme Familie nun finanziell unterstützt werden, so dass ihre Kinder weiterhin zur Schule gehen können. Naim und Mahmood haben für Kinder mit Autismus eine Internetseite kreiert, die nicht nur Tests zur Identifikation von Autismus, sondern auch Informationen über lokale Supportgruppen anbietet. „Wir wollten das, was wir gelernt haben, nutzen und ein Projekt schaffen, das autistischen Kindern und ihren Familien hilft, ein gutes Leben zu haben. Eltern wissen oft nicht, was sie tun sollen oder wohin sie gehen können, um Unterstützung zu erhalten“, so Naim. Diese drei Beispiele stehen nur exemplarisch für viele weitere Initiativen, welche durch „Codings for my Rights“ in den Palästinensischen Gebieten angestoßen wurden. Der Dominoeffekt des Projekts beweist eindrücklich: Kinder und Jugendliche sind die digitale „Agents of Change“ der deutschen EZ.
Kontakt: Felicitas Eser, Angelika Straubenmüller
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