Mali ist ein Binnenstaat, der in der Sahel Region liegt. Im Januar 2012 gab es im Land schwere gewalttätige Auseinandersetzungen. Bewaffnete Rebellengruppen kontrollierten den Norden des Landes und riefen einen autonomen Staat aus. Aufgrund des Konflikts flohen viele Menschen in den Süden Malis oder in die Nachbarländer, beispielweise Niger und Burkina Faso.
Ferner wurde in der Zeit der Besetzung ein großer Teil der Infrastruktur zerstört, nicht unterhalten oder gewartet und die öffentliche Verwaltung floh in den Süden. Diese Ereignisse führten zu einer Schwächung des malischen Staates und der malischen Gesellschaft, dessen Bevölkerung auch zuvor schon wiederholt unter Nahrungsmittelkrisen litt. 2013 haben malische und französische Streitkräfte einen Großteil des Nordens wieder zurückerobert. Seitdem befindet sich das Land in einem langwierigen und komplexen Stabilisierungsprozess. Schubweise kehren Binnenvertriebene und Flüchtlinge in ihre Heimatregion zurück. Die Lage ist aber weiterhin so fragil, sodass im Jahr 2017 143.000 weitere Flüchtlinge in die unmittelbaren Nachbarstaaten flohen.
Seit dem Beginn der Krise unterstützt Plan International betroffene Kinder und ihre Familien in Mali, Niger sowie Burkina Faso mit Nothilfe- und Wiederaufbauprogrammen. Ein multisektoraler Ansatz ist im Kontext von Vertreibung und Komplexen Krisen, wie der in Mali, besonders wichtig. So leistet Plan International in der Region Timbuktu einen Beitrag zum Wiederaufbau der Basisinfrastruktur, zur Ernährungssicherung aber auch zur strukturellen Stärkung von kommunalen Verwaltungen. Dies schafft einerseits die Voraussetzungen, dass Vertriebene in ihre Heimatregion zurückkehren können, und deckt gleichzeitig einen wichtigen humanitären Bedarf in den aufnehmenden Gemeinden.
Die Zielgruppen der Intervention in Timbuktu sind aufnehmende Gemeinden sowie rückkehrende Binnenvertriebene (IDPs) und Flüchtlinge in der Region. Ziel des Projektes ist die Wiederherstellung der Grundlagen der sozialen, physischen und produktiven Basisinfrastruktur in der vom Konflikt betroffenen Region. Unter anderem durch die Kultivierung landwirtschaftlicher Nutzflächen und Bereitstellung von Pflanzensamen und Düngemitteln sowie landwirtschaftlichen Schulungen soll die Ernährung vor allem auch der Kinder gesichert werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Wiederaufbau der Abwasserkanalisation und Abfallentsorgung in Timbuktu Stadt. Darüber hinaus setzt sich Plan International Deutschland für den Schutz der Mädchen und Jungen ein.
Eine wesentliche weitere Komponente des Projekts ist daher die Stärkung der kommunalen Verwaltungen, die für Geburtenregistrierungen zuständig sind. Dem UNHCR zufolge hatten im Jahr 2016 62 % der malischen Kinder keine Registrierung. Jedes Kind hat das Recht auf eine Geburtsurkunde. Sie ist oftmals Voraussetzung für den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Schulbildung und Gesundheitsdienste. Nicht registrierte Kinder sind darüber hinaus besonders gefährdet, Opfer von Menschenhandel oder von bewaffneten Gruppen rekrutiert zu werden. Mitarbeitende der Einwohnermeldeämter werden zu Formalien und Verfahren der Geburtenregistrierung geschult.
Die Maßnahmen werden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert. Die Aktivitäten werden in Partnerschaft mit der deutschen Nichtregierungsorganisation arche noVa – Initiative für Menschen in Not umgesetzt.
Durch die Stärkung des Geburtenregistrierungsprozesses konnten inzwischen 600 Mitarbeitende in 30 kommunalen Verwaltungen fortgebildet werden. Das kommt vor allem den geflohenen Mädchen und Jungen zu Gute. Bereits über 4.800 Kinder erhielten im Rahmen des Projekts ihre Geburtsurkunde. Die Ausstrahlung von Infospots im Radio hat das Bewusstsein über die Bedeutung der Geburtenregistrierung gestärkt. Vor allem Mädchen werden dadurch gestärkt, da sie ohne Registrierung einem höheren Risiko ausgesetzt sind, geschlechtsspezifische Gewalt, wie Frühverheiratung, zu erleiden. Somit versetzt das Projekt Mädchen und Jungen in die Lage, grundlegende politische Rechte einzufordern.
Die langfristige Ernährungssicherung in der Region bleibt nach wie vor eine große Herausforderung. Um die Unabhängigkeit der Bevölkerung von externer Hilfe nachhaltig zu erreichen, müssen die Menschen weiterhin dahingehend gestärkt werden, sich selbst zu helfen.
Plan International Deutschland e. V.
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