Afrika - länderübergreifend

Frauen helfen Frauen

Armut stellt nicht nur einen Mangel an materiellen Gütern dar, sondern spiegelt vor allem auch Machtlosigkeit sowie soziale und politische Marginalisierung der Schwächsten wider. Daher kann Armut nicht reduziert werden, indem allein die materiellen Bedürfnisse, z. B. durch einmalige Hilfsleistungen, befriedigt werden. Dies ist nur möglich, wenn auch die Ursachen von Armut bekämpft werden.
Im Rahmen des Selbsthilfegruppen-Ansatzes werden gezielt die ärmsten Frauen einer Gemeinschaft eingeladen, sich in Selbsthilfegruppen zu organisieren. Dort erfahren sie gegenseitige Unterstützung und können mit mächtigerer Stimme auf ihre Probleme aufmerksam machen.
Neben der sozialen Stärkung durch die Bildung einer Solidargemeinschaft ist die wirtschaftliche Stärkung ein wesentlicher Aspekt des Selbsthilfegruppen- Ansatzes und setzt von Anfang an ein. Ein wichtiges, damit verbundenes Ziel ist die konkrete Verbesserung der Situation von Kindern in der Folge.
Die Frauen werden ermutigt, kleine Beträge zu sparen und sich untereinander von dem gemeinsamen Sparguthaben kleine Kredite für Geschäftsideen zu vergeben. Durch die Gruppe erlangen die Mitglieder das Selbstvertrauen für die Durchführung ihrer Ideen. Dies ist eine Stärke des Selbsthilfegruppen-Ansatzes gegenüber traditionellen Kreditgruppen, die sich ausschließlich auf den wirtschaftlichen Aspekt konzentrieren.
Der Selbsthilfegruppen-Ansatz verläuft in drei Phasen: Gründung der ersten Selbsthilfegruppen (SHG); Zusammenschluss von vielen Gruppen in die nächst übergeordneten Gruppen, der Cluster Level Associations (CLA); Repräsentation der SHGs und CLAs in der Förderation und Rückzug der Organisation, die den Aufbau der Gruppen betreut hat.

Ziele und Aktivitäten

Der Selbsthilfegruppen-Ansatz ist ein rechtsbasierter Ansatz, der die Rechte von Menschen und nicht ihre Bedürftigkeit in den Mittelpunkt stellt. Durch die Bildung von Selbsthilfegruppen und deren Zusammenschlüsse in CLAs und Föderationen werden die Mitglieder in die Lage versetzt, eigenständig ihre Rechte bei den Pflichtenträgern einzufordern. Obwohl der Ansatz in erster Linie Frauen als direkte Zielgruppe hat, wirken sich die Aktivitäten unmittelbar positiv auf die Kinder aus. Frauen investieren insbesondere in das Wohl und die Entwicklung ihrer Kinder, beispielsweise erhalten die Kinder regel regelmäßige Mahlzeiten oder können zur Schule gehen. In Kindergruppen steht die Aufklärung über Kinderrechte und das Empowerment der Kinder selbst im Vordergrund. Hier organisieren sich die Kinder der SHG-Teilnehmer sowie andere aus deren Umgebung nach Altersgruppen. Durch die Kindergruppen werden Kinder u. a. in die Lage versetzt, ihre eigenen, kindspezifischen Probleme zu analysieren und zu besprechen. Durch eine Verknüpfung mit den Organisationsstrukturen der Frauen (CLAs und Föderationen) beeinflussen sie die Entscheidungen der Erwachsenen und treten für ihre eigenen Interessen ein.

Herausforderungen

Die Stärken des SHG-Ansatzes werden unter anderem darin gesehen, dass er die Ärmsten der Armen unterstützt, den Personenkreis, den konventionelle Entwicklungshilfeprojekten oftmals nicht erreichen können.
Schon nach wenigen Monaten kann man erhebliche positive Veränderungen bei der Zielgruppe beobachten, die in der Regel im sozialen Bereich beginnen und sich auf den Bereich ausweiten. Durch die große Zahl der Mitglieder, die sich in CLAs und Föderationen zusammenschließen, bildet sich eine gemeinsame Interessenvertretung, die auch strukturelle Ursachen von Armut bekämpfen und politische Veränderungen anstoßen kann.
Innerhalb von zwölf Jahren, in denen die Kindernothilfe den SHG-Ansatz nutzt, ist die Zahl der Selbsthilfegruppen in Afrika auf 22.000 gestiegen. Das bedeutet eine Verbesserung der Lebenssituation von mindestens 400.000 Frauen und ihren Familien und damit von mehr als 1,2 Millionen Kindern. Darüber hinaus gibt es rund 1.500 Kindergruppen. Eine besondere Herausforderung betrifft die Erreichung von Zielgruppen, die aufgrund rein wohltätiger Leistungen von anderen Hilfsorganisationen daran gewöhnt sind, Ressourcen wie Nahrungsmittel regelmäßig zur Verfügung gestellt zu bekommen.
Das Verständnis der Partnerorganisationen ist ausschlaggebend für die erfolgreiche Implementierung des Ansatzes. Eine hierarchische Organisationskultur steht dem hier verfolgten bottom-up-Ansatz oft entgegen. Eine Grundhaltung, die den Frauen zutraut, ihre vorhandenen Potenziale zu nutzen und weiterzuentwickeln, ist eine wichtige Voraussetzung.

 

Ansprechpartner

Judy Müller-Goldenstedt
Referentin Kinderrechtsansatz
Tel. + 49 (0) 2 03 77 89 - 244
Judy.Mueller-Goldenstedt(at)knh.de

Gudrun Steiner
Koordination SHG Afrika
Tel. + 49 (0) 203 7789 - 194
gudrun.steiner(at)knh.de

 

Afrika Kindernothilfe
Kindernothilfe e.V.
Düsseldorfer Landstraße 180
47249 Duisburg

www.kindernothilfe.de