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16.08.2023

„Wir dürfen nicht aufgeben!“

Junge Menschen müssen stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, findet Carolina Tornesi MacKinnon, Präsidentin des Weltjugendparlamentes für Wasser. Im Interview erklärt sie, welche Rolle junge Menschen beim Klimaschutz spielen und wie man ihre Stimmen stärken kann.

Frau Tornesi MacKinnon, wir befinden uns in der Halbzeit der UN-Nachhaltigkeitsziele. Welche Fortschritte wurden bereits bei der Erreichung der wasserbezogenen SDGs erzielt und welche Bereiche erfordern noch verstärkte Anstrengungen?

Es fühlt sich leider ein bisschen so an, als wäre gar nichts passiert. In meinem beruflichen und privaten Umfeld ist das Thema Wasser sehr präsent, aber außerhalb meiner Blase wird über Wasserversorgung noch viel zu wenig gesprochen. Dass wir uns bereits jetzt weltweit in einer akuten Wasserkrise befinden, ist den meisten Menschen in Europa und den USA gar nicht bewusst. Doch auch dort wird der Zugang zu Trinkwasser immer schwieriger, denn die Grundwasserpegel sinken stetig. Diese Entwicklung müssen wir mit Hilfe von Langzeitstrategien stoppen.

Welche Strategien könnten das sein?

Wir sehen aktuell, dass sich vor allem junge Menschen für einen veränderten Umgang mit unseren Ressourcen einsetzen. Deshalb könnte der richtige Umgang mit Wasser beispielsweise in den Schulunterricht integriert werden. Eine andere Möglichkeit wären nationale und internationale Kampagnen. Menschen müssen wissen, wie viel Wasser sie verbrauchen. Sie müssen wissen, woher ihr Wasser kommt und welche Auswirkungen ihr Wasserverbrauch hat – auf die Umwelt, die Biodiversität und die weltweiten Temperaturen.

Wieso setzen sich vor allem junge Menschen verstärkt für mehr Umwelt- und Klimaschutz ein?

Viele Menschen auf dieser Welt scheinen nicht verstanden zu haben, welche Risiken der Klimawandel mit sich bringt – auch wirtschaftlich. Wir leben in kapitalistischen Gesellschaften und sowohl viele Politiker*innen als auch einflussreiche Unternehmen scheinen eher auf kurzfristige Profite hinzuarbeiten anstatt auf nachhaltige Lösungen. Durch ein solches Verhalten werden die Kosten, die durch Extremwetterereignisse, Wassermangel und den Meeresspiegelanstieg entstehen, in Zukunft wesentlich höher ausfallen. Deshalb müssen wir unbedingt langfristig denken. Das gilt besonders für die großen Industrienationen. Wir müssen die Politik in diesen Ländern dazu bringen, mit größerer Dringlichkeit auf die Klimaveränderungen zu reagieren. Und das ist es, was junge Menschen auf der ganzen Welt tun, sie fordern die Politik mit viel Lärm und Publicity dazu auf, endlich zu handeln.  

Welche Möglichkeiten gibt es, um junge Menschen stärker in Entscheidungsprozesse und politische Diskussionen zum Umweltschutz einzubeziehen?

Ich würde mir mehr Dialog- und Diskussionsmöglichkeiten wünschen. Wir müssen jungen Menschen beibringen, wie sie ihre Forderungen am besten äußern, und ihnen zeigen, über welche Wege sie sich für den Umweltschutz engagieren können. Vonseiten der Politik würde ich mir mehr Offenheit wünschen. (...)  Mehr