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29.05.2019

Fridays for Future mobilisiert und wirkt!

Ihr Einfluss wächst: In der Europawahl und Landeswahlen, in Städten und Gemeinden, bei den Erwachsenen
© www.fridaysforfuture.org

Am vergangenen Freitag hat Fridays for Future gezeigt, dass sie eine weltweite Bewegung sind. Über 1,6 Millionen Kinder und Jugendliche in 110 Ländern auf allen sieben Kontinenten folgten erneut dem Aufruf zum „Global Strike for Climate“ und setzen sich für ihr Recht auf eine gesunde Umwelt und ihre Zukunft ein.

Das Thema einer grundsätzlich klimafreundlicheren Politik ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft in vielen europäischen Ländern angekommen.  Auch viele Erwachsene geben inzwischen an, dass dies für sie eine der wichtigsten politischen Fragen der Zeit ist – und das in vielen Ländern weltweit. Auch die Ergebnisse der Europawahl spiegeln dies wieder.

Zunehmend solidarisieren sich auch die Älteren. Neben den „Parents for Future“ und „Scientist for Future”  stellte sich – wie der Spiegel berichtet - am 21. Mai in Berlin die Initiative "Entrepreneurs for Future" vor. Tausend "Unternehmen der innovativen Wirtschaft" unterzeichneten bislang einen Forderungskatalog, der jenem der Schülerinnen und Schüler ähnelt. Zu seinen insgesamt acht Punkten gehören ein umfassender CO2-Preis, ein schneller Kohleausstieg und die Einhaltung des sogenannten 1,5-Grad-Ziels.

Nach Konsultationen mit der Fridays for Future-Bewegung rief Konstanz als erste deutsche Stadt am 05. Mai den Klimanotstand aus – eine Entscheidung über Parteigrenzen hinweg. Es folgten mehrere kleinere Städte, aber auch größere wie Kiel, Heidelberg und Münster. Auch in Bonn hat sich gestern der Bürgerausschuss dafür ausgesprochen; der Stadtrat muss noch entscheiden. Ein Klimanotstand bedeutet, dass sich die Städte ehrgeizigere Ziele zur CO2-Reduktion setzen und alle Entscheidungen auf ihre Klimaverträglichkeit hin prüfen.

„Ich fühle mich […] missverstanden, denn aktuell ist die Klimapolitik keiner Partei unterstützenswert. Unser Protest ist ein Denkzettel, kein Rückenwind – um Gottes Willen, bloß nicht. Nicht, solange niemand die Tragweite dessen, was wir fordern, wirklich begriffen hat.“ So beschreibt die junge Autorin Lucia Parbel im Gastkommentar der taz ein Grundgefühl, das viele junge Leute teilen. Und: „Wir sind nicht radikal, wir sind realistisch.“ "You’ll die of old age, I’ll die of climate change" ist ein weiterer Plakatslogan, der dieses Lebensgefühl widerspiegelt und zugleich Titel eines sehr lesenswerten Blogbeitrages von Mark Watts, Executive Director des Netzwerkes C40 Cities.

Und dieses Gefühl ist nicht irrational. Unter dem Titel „We have less time than you think to jump-start climate action“, belegt Helen Mountford, Vizepräsidentin  für Klima und Wirtschaft im World Resources Institute, in ihrem CNN-Gastbeitrag dies mit wissenschaftlichen Fakten. Selbst wenn das Parisabkommen vollständig umgesetzt würde, würde sich die Erde im kommenden Jahrhundert um mindestens 2,7 Grad Celsius erwärmen. „According to an article in the journal Nature, global greenhouse gas emissions must peak no later than next year and rapidly decline thereafter for us to have a good chance of preventing increasingly severe consequences from the climate crisis“, beschreibt sie dies weiter.

Es bewegt sich also schon einiges, aber noch lange nicht ausreichend und schnell genug. Und das hängt auch mit der demographischen Situation in Europa und anderen Industrieländern zusammen. Das Durchschnittsalter der EU-Abgeordneten lag beispielsweise 2018 bei 54 Jahren, von 751 waren damals nur 83 jünger als 40 Jahre. Georg Diez fordert daher in seinem Essay zur EU-Wahl in der taz, sich von der Logik des Alten zu lösen, beispielsweise mit einer Jugendquote für alle EU-Institutionen, 40 Prozent unter 40 etwa, und eine Herabsetzung des Wahlalters auf 12 Jahre oder jünger.

Solange der demographische Wandel noch nicht abgeschlossen ist, sind die jungen Leute mehr denn je auf die Älteren angewiesen. In einem offenen Brief, der am Vorabend des Streiks am Freitag in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht wurde, richteten sich Greta Thunberg,  Luisa Neubauer, und weitere Vertreterinnen der Bewegung eben an diese ältere Generationen:

„Am Freitag, 20. September, werden wir mit einem weltweiten Streik eine Aktionswoche für das Klima beginnen. Wir bitten Sie, sich uns anzuschließen. Es gibt in verschiedenen Teilen der Welt viele verschiedene Pläne für Erwachsene, sich zusammenzuschließen, Farbe zu bekennen und sich für unser Klima aus der Komfortzone herauszuwagen. Lasst uns diese Pläne zusammenbringen; gehen Sie an diesem Tag mit Ihren Nachbarn, Kollegen, Freunden und Familien auf die Straße, damit unsere Stimmen gehört werden und dies ein Wendepunkt in der Geschichte wird.“

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Die Inhalte dieses Artikels geben die Meinung des Autors und nicht notwendigerweise die der GIZ oder des BMZ wieder.