(...) Die ersten Bomben im Nachbarland waren gerade erst gefallen, da riefen sie in Edineț, kaum 30 Kilometer von der ukrainischen Grenze, ihre Leute zusammen. „Wir könnten auch Flüchtlinge aufnehmen“, das war der Entschluss, und was danach kam, musste genau so schnell gehen. Wie viel Platz können wir machen? Aus zwei Betten drei oder vier, die Bürger brachten Essen, Zelte, Kissen, jeder mit Führerschein war unterwegs. Brachte die gelben Flugblätter hin mit einer Telefonnummer darauf nebst einem Foto von Bett, Teppich, Gardine – und immer neue Menschen mit zurück. Wer die ersten waren in seinem Auto, Nicolae Samcov weiß es nicht mehr, „es waren so viele“. Sie hatten alte Paare und junge Familien, „alle nervlich am Ende“. Manche zogen bald weiter, sie druckten ihnen Straßenkarten aus und eine Liste mit Lagern, andere blieben, weil sie nicht wussten wohin sonst. Oder sie kehren aus Notunterkünften zurück, jetzt, wo es kalt wird: Es gibt nicht überall eine Heizung. Schon deshalb kommt auch Daria, 18, gern her, die Medizinstudentin aus Kiew: „Hier gibt es sogar Essen!“ (...)
Offizielle Zahlen sagen, dass sich derzeit etwa 80.000 Ukrainer in Moldau aufhalten, aber in Edineț erzählen sie davon, wie genau so viele in nur einer Woche ankamen. Als es ruhiger war jenseits der Grenze, reisten immer noch 5000 Menschen ein, am Tag. Die meisten wollen weiter, es hält sie wenig in diesem Land, das schließlich einst zu Russland gehörte, das auch noch nicht geschützt wird von EU und NATO. „Viele“, sagt Liliana Samcov, „haben Angst.“ Und die, die nicht viel zu tun haben, hätten noch mehr davon: „Sie denken mehr nach." (...) More