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09.06.2023

Ausbeutung von Kindern in Afghanistan

Kinderarbeitsreport 2023 - Anlässlich des Internationalen Welttages gegen ausbeuterische Kinderarbeit macht terre des hommes auf die dramatische Situation von Kindern in Afghanistan aufmerksam.
Die Schwestern Sahar, 11 Jahre, (r.) und Parvin, 12 Jahre, arbeiten in einer Ziegelei © terre des hommes

Die Menschen Af­ghanistans erleiden eine der größten humanitären Katastrophen der Gegenwart, 97 Prozent der Menschen sind arm und müssen mit weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag auskommen, neun von zehn Familien haben aktuell nicht mehr genug zu essen. Die Krise ist eine Krise der Kinder: 28 Millionen Menschen, also zwei Drittel der Bevölkerung, sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Hälfte von ihnen – 15 Milli­onen – sind Kinder.

Eine Folge der Not ist der dramatische Anstieg von Kinderarbeit. terre des hommes konnte in den Provinzen Herat, Nangarhar und Kabul mit arbeitenden Kindern spre­chen. Sie berichten, dass sie arbeiten müssen, da die Familie keinerlei Einkommen mehr habe, alle persönlichen Habseligkeiten verkauft seien und es kaum noch et­was zu essen gebe. Gleichzeitig finden Kinder keine Hilfe mehr: Schutzprogramme wurden von der de facto-Regierung der Taliban beendet, Mädchen der Schulbesuch nach der sechsten Klasse verboten.

Da die de facto-Regierung keine Zahlen vorlegt und keine Pressefreiheit existiert, kann die Zahl arbeitender Kinder nur geschätzt werden. Aus drei Provinzen sind Zahlen bekannt, dort schuftet ein Drittel mehr Kinder als im vergangenen Jahr. Die Vereinten Nationen schätzen, dass 1,6 Millionen Kinder unter gefährlichen Bedin­gungen arbeiten.

Kinder arbeiten offensichtlich in Ziegeleien, Teppichmanufakturen, Autowerkstät­ten und Schmieden, in kleinen Geschäften und auf Märkten, wo sie Lasten transpor­tieren oder Waren verkaufen. Auf den Straßen Kabuls und Herats betteln Kinder um ein Stück Brot und wühlen in Abfallhaufen nach Essbarem. Nach Angaben der Ver­einten Nationen wurden allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres 134 Kinder durch Blindgänger und Altwaffen verletzt oder getötet, die sie als Altmetall sam­meln und verkaufen wollten. Auf dem Land arbeiten Kinder auf den Feldern und hüten das Vieh.

Unsichtbar bleiben minderjährige Jungen und Mädchen in den schlimmsten Formen der Kinderarbeit: Kinder schuften im Bergbau, bei der Salzgewinnung und auf Mohnfeldern, sie werden zum Schmuggeln von Drogen oder Waffen gezwungen. Jungen werden für bewaffnete Gruppen rekrutiert, Mädchen und Jungen zwecks sexueller Ausbeutung verkauft. Weil sich Millionen Familien Geld leihen mussten, um zu überleben, steigt die Zahl der Kinder, die diese Schulden abarbeiten. Schuldknechtschaft ist vor allem in Ziegeleien, Haushalten und Teppichmanufaktu­ren verbreitet. (...)  Mehr