Sie tragen schwere Lasten, knüpfen Teppiche in Fabriken und werden vielfältig ausgebeutet: Nach Schätzungen der ILO waren weltweit im Jahre 2016 noch immer 151,6 Millionen Mädchen und Jungen im Alter von fünf bis 17 Jahren gezwungen, einer Arbeit nachzugehen, die ihre Bildung, Entwicklung und Gesundheit beeinträchtigt - davon knapp die Hälfte (72,5 Millionen) unter gefährlichen Bedingungen. Kinderhandel zum Zweck der ökonomischen Ausbeutung zählt, als oftmals überregionales Phänomen, zu den größten Herausforderungen einer globalisierten Wirtschaft.
Strukturelle Ungleichheit und Armut sind wesentliche Ursachen für Kinderarbeit. Damit einhergehende mangelnde Schulbildung sowie langfristige physische und psychische Beeinträchtigungen stellen ein gravierendes Entwicklungshemmnis für Kinder dar und verstärken die Wahrscheinlichkeit für fortgesetzte Armut im Erwachsenenalter.
Laut dem aktuellen Bericht der ILO, Global Estimates of Child Labour, hat sich die Zahl der Kinder, die weltweit arbeiten müssen, im Zeitraum von 2012 bis 2016 um 9,7% (16 Millionen) verringert. Damit setzt sich ein Trend fort, der seit der Veröffentlichung der ersten globalen Schätzungen der ILO für Kinderarbeit im Jahr 2000 zu beobachten war. Im 16-Jahres-Zeitraum ab 2000 wurde eine Reduktion von 94 Millionen Kindern in Kinderarbeit verzeichnet. Die Zahl der Kinder in gefährlicher Arbeit hat sich im gleichen Zeitraum um mehr als die Hälfte verringert. Bei der Bekämpfung der Kinderarbeit wurden also durchaus Fortschritte erzielt. Allerdings hat sich die Geschwindigkeit des Rückgangs in den letzten vier Jahren verlangsamt – was primär auf den Klimawandel, Naturkatastrophen und bewaffnete Konflikte zurückzuführen ist – und sie ist viel zu langsam, um die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis zum Jahre 2025 ganz abzuschaffen, wie es in Ziel 8.7. der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung gefordert wird.
Der überwiegende Teil der Kinder, knapp 71 Prozent, arbeitet in der Landwirtschaft. Regional ist der Anteil aller arbeitenden Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahren in Subsahara-Afrika mit 19,6 Prozent am höchsten. Ein Vergleich mit nationalen Einkommen macht deutlich, dass sich ausbeuterische Kinderarbeit nicht auf die ärmsten Länder beschränkt. Gemessen in absoluten Zahlen arbeiten die meisten Kinder in Ländern mit mittlerem Einkommen.
Der Schutz von Kindern vor Gewalt und Ausbeutung ist ein Grundpfeiler nachhaltiger Entwicklung und eine Investition in die Zukunft. Die deutsche Entwicklungspolitik hat es sich daher im Rahmen der aktuellen entwicklungspolitischen Schwerpunktsetzung zu einer Aufgabe gemacht, sich weltweit für die Verwirklichung internationaler sozialer und menschenrechtlicher Standards einzusetzen.
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Quelle:
Kinder- und Jugendrechte konkret
Informationen zu den Rechten junger Menschen in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit
S. 17ff.
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