Kinderhandel und Kinderarbeit

Begriffsbestimmungen

Nicht jede wirtschaftliche Tätigkeit, die ein Kind übernimmt, fällt laut offiziellen Definitionen unter den Begriff der schädlichen, völkerrechtlich verbotenen Kinderarbeit. Es werden folgende Kategorien unterschieden:

Die Kategorie "Kinder in Beschäftigung" (Children in employment) meint alle ökonomischen Tätigkeiten von Kindern, sowohl formell als auch informell, im privaten oder öffentlichen Bereich, mit und ohne Bezahlung. Hierunter fallen neben der zur Abschaffung bestimmten Kinderarbeit auch alle Tätigkeiten, die nicht gegen nationale oder internationale Normen verstoßen: Beschäftigungen, die die Entwicklung des Kindes nicht beeinträchtigen und Altersbeschränkungen sowie Höchstgrenzen der Arbeitsdauer beachten und somit erlaubt sind.

Die Kategorie "Kinderarbeit" (Child labour) bezeichnet gemäß den ILO-Definitionen alle Tätigkeiten, die gegen rechtliche Normen verstoßen (Altersbeschränkungen und Höchstgrenzen der Arbeitsdauer) und somit die seelische, geistige und körperliche Entwicklung des Kindes beeinträchtigen.

Besonders schwerwiegend und prioritär abzuschaffen sind die gefährliche Kinderarbeit und andere schlimmste Formen der Kinderarbeit (Hazardous work and other worst forms of child labour). Damit verbunden sind alle Tätigkeiten, die eine Gefahr für Gesundheit, Sicherheit oder die Sittlichkeit des Kindes darstellen. Die ILOdefiniert diese Tätigkeiten im Abkommen 182 und zählt hierunter beispielsweise die Arbeit unter Tage, den Umgang mit giftigen Chemikalien oder gefährlichen Maschinen, das Tragen schwerer Lasten oder sehr lange Arbeitszeiten und Nachtarbeit.

"Gefährliche Kinderarbeit" wird oftmals nicht differenziert für die schlimmsten Formen von Kinderarbeit verwendet. Zum einen, da diese den größten Teil ausmacht. Zum anderen, da weitere schlimmste Formen der Kinderarbeit oftmals außerhalb des "legalen" beziehungsweise "messbaren" Bereichs liegen und daher kaum Daten zur Verfügung stehen. Hierzu zählen beispielsweise alle Formen der Sklaverei oder der Sklaverei ähnliche Praktiken. Dazu gehören der Verkauf von Mädchen und Jungen und der Kinderhandel sowie Zwangs- und Pflichtarbeit, einschließlich der Rekrutierung von Kindern für den Einsatz in bewaffneten Konflikten. Weitere schlimmste Formen von Kinderarbeit sind das Heranziehen, Vermitteln oder Anbieten eines Kindes zur Prostitution, zur Herstellung von Pornografie oder zu pornografischen Darbietungen sowie zu unerlaubten Tätigkeiten, insbesondere zur Gewinnung von und zum Handel mit Drogen.

Unter "Kinderhandel" wird entsprechend dem zweiten Zusatzprotokoll der VN-KRKjede Handlung oder jedes Geschäft gefasst, mit denen ein Kind gegen Bezahlung oder für eine andere Gegenleistung von einer Person oder Personengruppe an eine andere übergeben wird.

Viele Kinder arbeiten bereits in sehr jungen Jahren und leisten einen - oftmals unersetzbaren - Beitrag zum Lebensunterhalt der Familien. Andere Mädchen und Jungen sind aufgrund fehlender familiärer Strukturen darauf angewiesen, ihr eigenes Überleben durch Arbeit zu sichern. Fast 70 Prozent aller Kinder in Kinderarbeit befinden sich in unbezahlten Arbeitsverhältnissen in der Familie. Nur 23 Prozent aller Mädchen und Jungen in Kinderarbeit erhalten für ihre Tätigkeit einen Lohn und 8 Prozent der von Kinderarbeit Betroffenen arbeiten selbstständig.

Schlimmste Formen von Kinderarbeit entziehen sich oftmals der öffentlichen Kontrolle und machen betroffene Kinder besonders anfällig für Ausbeutung und Rechtsverletzungen in Form von langen Arbeitstagen sowie körperlicher, emotionaler und sexueller Gewalt.

Differenzierung nach Geschlecht

Von Kinderarbeit betroffene Mädchen unterliegen dem Risiko, in den offiziellen Statistiken nicht ausreichend präsentiert zu werden: Sie sind überwiegend von ausbeuterischer Arbeit in privaten Haushalten betroffen. Generell zeigen die Erhebungen, dass Jungen im Alter von fünf bis 17 Jahren weitaus häufiger von Kinderarbeit betroffen sind als Mädchen.

Differenzierung nach Regionen

Im asiatisch-pazifischen Raum und in Lateinamerika sowie in der Karibik ging die Kinderarbeit in den letzten Jahren leicht zurück, während in Afrika südlich der Sahara eine Zunahme zu verzeichnen ist. Hier ist fast jedes fünfte Kind von Kinderarbeit betroffen (19,6 Prozent) und rund 10 Prozent aller Mädchen und Jungen sind in gefährlicher Kinderarbeit tätig (rund 30 Millionen Kinder).Es folgt die Region Asien und Pazifik, mit 62,1 Mio. (bzw. 7,4%). In Lateinamerika, der Karibik und Nordamerika liegt die Zahl bei 10,7 Mio. (bzw. 5,3%), im Nahen Osten bei 1,2 Mio (2,9%). In absoluten Zahlen - gemessen an der Gesamtbevölkerung - arbeiten weltweit die meisten Kinder in der asiatischpazifischen Region (rund 62 Millionen aller Kinder) sowie in Ländern mit mittlerem Einkommen.

Differenzierung nach Sektoren

Weltweit sind knapp 71 Prozent aller in Kinderarbeit tätigen Mädchen und Jungen zwischen fünf und 17Jahren im Landwirtschaftssektor tätig. Dieser umfasst neben der Arbeit in kleineren landwirtschaftlichen (Familien-) Betrieben unter anderem auch die Arbeit in der Viehzucht, Forstwirtschaft und Fischerei.

17,2 Prozent der Kinder sind im Dienstleistungssektor in Kinderarbeit involviert. Hierzu zählen insbesondere informelle Tätigkeiten in Restaurants und Hotels, im Einzelhandel oder im Verkehr und Transport. In den Dienstleistungssektor fallen auch häusliche Arbeitsverhältnisse.

Weitere knapp 12 Prozent der Kinder arbeiten in der Industrie. Dieser Sektor umfasst beispielsweise die Fischindustrie, die Baubranche, den Bergbau und die Gewinnung von Steinen und Erden sowie die Fertigung von Bekleidung und Textilien.

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